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Untersuchung einer kleinen ersten Stichprobe zum Problem des Einflusses von Alkohol auf das Testergebnis von REACTUS.
Stephan Freiger
Universitätsprofessor für Angewandte Statistik
Bei der bisherigen Stichprobe für den REACTUS-Test sind als demographische Parameter Alter, Beruf und Hobby aufgenommen worden.
Da dieser Test aber in vielen Bereichen eingesetzt werden kann, wird es notwendig sein, für bestimmte persönliche Konstitutionen (Leistungsstärken, Krankheiten u.a.) der Probanden Vergleichsmeßwerte zu ermitteln. Für den Einfluß von Alkohol auf die Testergebnisse können erste Ergebnisse geliefert werden, auch wenn es sich nur um fünf Personen handelt, die einen Test unter Alkoholeinfluß absolviert haben.
Fünf Personen haben eine Nacht gemeinsam gefeiert, und da alle einen Test erst nach 3 Uhr gemacht haben, ist von einem größeren Alkoholgenuß auszugehen. Allerdings ist die genossene Alkoholmenge und der Alkoholspiegel der einzelnen Probanden nicht bekannt.
Von den fünf Probenden haben drei einen Test vor dem Alkoholgenuß und einen nach dem Alkoholgenuß gemacht. Ein Proband hat einen Test vor dem Alkoholgenuß, einen zweiten um Mitternacht nach etwas Alkoholgenuß und einen dritten nach mehr Alkoholgenuß nach 3 Uhr absolviert. Ein Proband hat nur einen Test unter Alkoholeinfluß gemacht.
Wegen der kleinen Zahl der Probanden und dem Fehlen der Mengenangabe über
den Alkohol kann hier nur ein erster Überblick über den Einfluß
von Alkohol auf das Testergebnis gemacht werden.
Immerhin lassen sich die Abweichungen von 5 Merkmalen statistisch sichern. Die nachfolgenden
Grafiken zeigen die Veränderungen der Testleistungen nach dem Alkoholgenuß
im Vergleich zu den Probenden, die den Test zweimal ohne Alkoholgenuß absolviert
haben. Berechnet worden ist jeweils die Differenz der T-Werte der Test-leistungen
im ersten Test zu den Leistungen im Wiederholungstest. Benutzt wurde die Grafikstruktur
des Persönlichkeitsprofils.
Grafik 1
Grafik 2
Bemerkenswert ist, daß die Leistung nach Alkoholgenuß beim Test nicht
für alle Merkmale gleichermaßen abnimmt.
Besonders stark ist der Leistungsabfall bei 10 Merkmalen, und zwar folgenden: "Startverhalten",
"Überraschungsverhalten", "Akustische Reaktionszeit", "Optisch-akustische Differenz",
"Reaktionskonstanz", "Fehler auf Leiterbahn", "Visumotorische Gesamtleistung", "Anfangsfrequenz
im Tapping", "Psychomotorische Leistung" und der "Gesamtpunktwert". Bei 7 Merkmalen
ist ein weniger starker Leistungsabfall zu registrieren und bei einem Merkmal, dem
"Strategieverhalten", ist eine ganz leichte Verbesserung feststellbar. Bei drei
Merkmalen nimmt die Leistung scheinbar zu, und zwar bei der " Kurzausdauer im Tapping",
der "Langausdauer im Tapping" und der "Psychomotorischen Konstanz". Dies ist aber
erklärbar durch die Reduzierung des Tapping insgesamt. Die Tappingleistung
sinkt, die Monotonie steigt. Signifikant (95% Wahrscheinlichkeit) sind, wie oben
erwähnt bei einer Stichprobe von nur vier Probanden, die Abweichungen bei folgenden
Merkmalen: "Akustische Reaktionszeit", "Optisch-akustische Differenz", "Fehler auf
Leiterbahn", "Visumotorische Gesamtleistung", " Kurzausdauer im Tapping" und "Langausdauer
im Tapping". Bei Vergrößerung der Stichprobe werden wahrscheinlich auch
die übrigen Merkmale zu sichern sein.
Bei diesen vier Probanden ist die Leistungsminderung der Reaktion auf akustische
Signale sehr viel größer als auf optische, was die Merkmale, insbesondere
die "Optisch-akustische Reaktionsdifferenz" zeigen. Dies kann entweder daran liegen,
das der Alkohol stärkere Auswirkung auf das Hören hat als auf das Sehen,
oder der
2. Test ist bei größerem "Lärm" durchgeführt worden.
Bei der Beurteilung der Ergebnisse dieser Gruppe ist außerdem zu berücksichtigen,
daß es im allgemeinen - wie oben die zweite Grafik zeigt - bei den Reaktionsmerkmalen
und bei den Labyrinth-Merkmalen mit Auswirkung auf den Gesamtpunktwert Übungseffekte
beim Wiederholungstest gibt, die bei der Gruppe im Alkoholtest noch abgezogen werden
müßten. Die nachfolgenden Grafiken verdeutlichen den Leistungsabfall
bei ausgewählten Merkmalen.
Grafik 3
Grafik 4
Grafik 5
Die Grafik 5 zeigt den oben bereits erwähnten Zusammenhang im Tapping zwischen
den Merkmalen "Anfangsfrequenz im Tapping" und "Psychomotorischer Leistung" und
den abgeleiteten Merkmalen "Kurzausdauer im Tapping", "Langausdauer im Tapping"
und "Psychomotorischer Konstanz". Hier ist auch noch das Merkmal "Endausdauer im
Tapping" eingefügt, daß nicht mehr im Persönlichkeitsprofil enthalten
ist.
In der Alkoholfrage verhält es sich so, wie die Grundmerkmale, es nimmt nach
Alkoholgenuß ab, kann aber bei diesen 4 Fällen nicht gesichert werden.
Hier geht es um einen Probenden, der den REACTUS-Test dreimal durchgeführt
hat. Das erstemal vor dem Alkoholgenuß um 19 Uhr, ein zweiten Mal während
des Alkoholgenusses um 24 Uhr und ein dritten Mal nach dem Alkoholgenuß um
3 Uhr 30. Die Darstellung dieses Falles ist insofern von Interesse, als zumindest
für diesen Probanden gilt, daß zunächst bei Genuß von wenig
Alkohol die Leistung bei einigen Merkmalen (siehe Grafik 7) sogar steigt und dann
- nach Genuß von mehr Alkohol - erst sinkt.
Bei einigen Merkmalen ist sogar nur eine Steigerung mit oder trotz Alkoholgenuß
zu verzeichnen. Allerdings sind hier die natürlichen Lerneffekte bei Wiederholungstests
(siehe Grafik 2) nicht berücksichtigt.
Grafik 6
Grafik 7
Grafik 8
In der Grafik 9 ist das Problem der Zusammenhänge der Tapping-Merkmale auch in diesem Einzelfall deutlich zu erkennen. Wie bereits bei der Beschreibung der Grafik 5 dargelegt, geht die Verbesserung der Monotonie-Merkmale "Kurzausdauer im Tapping", "Langausdauer im Tapping" und "Psychomotorische Konstanz" zu Lasten der Grund-Tapping-Merkmale "Anfangsfrequenz im Tapping" und "Psychomotorische Leistung".
Grafik 9
Da in den Grafiken die Gesamtleistung nicht besonders aufgeführt ist, sei zum Abschluß noch erwähnt, daß auch der Gesamtpunktwert bei der Gruppe der vier Probanden nach dem Alkoholgenuß um 7,4 T-Punkte gesunken ist. Berücksichtigt man den allgemeinen Lernerfolg beim Wierderholungstest von 2,8 T-Punkte, so beträgt die Abnahme sogar 10,2 T-Punkte. Bei dem zuletzt beschriebenen Einzelfall beträgt die Abnahme mit Berücksichtigung des allgemeinen Lernerfolgs nach dem zweiten Test 1,3 T-Punkte und nach dem dritten Test 2,3 T-Punkte.
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